Detailkarten zur Geschichte der Bahnstrecken Berlins
1957
Karte in Vergleichsposition bringen
Auch in diesem Maßstab ist es noch nicht möglich, Verzerrungen durch die
viel zu breiten Linien zu vermeiden. Wo bei vier- oder mehrgleisigen Strecken
viele Linien nebeneinander zu zeichnen waren, blieb zwischen benachbarten
Strecken kaum Platz. Beispiel: Potsdamer- und Anhalter- Bahnhof in der
Bildmitte. Die weißen Flächen, die Gleisanlagen von Güterbahnhöfen
darstellen sollen, sind schon eher maßstäblich. Viele Bahnhöfe hatten
mehr Gleise, als eingezeichnet. Einige Haltepunkte und S- Bahn- Stationen
wurden weggelassen, ebenso alle kurzen Industrieanschlüsse.
Für diese Karte diente die in Quelle 1
auf der hinteren Umschlag- Innenseite dargestellte Reproduktion eines vereinfachten Gleisplans als
Vorlage. Es handelt sich um eine jüngere Ausgabe des zu Karte 1933 beschriebenen Typs. Leider habe ich
dazu keine Jahreszahl gefunden. Von den eingezeichneten Strecken ausgehend muss es sich um die Zeit um
1955/58 handeln.
Wie bei den Übersichtskarten dieser Zeit bereits angedeutet, klaffte eine große
Lücke zwischen Theorie und Praxis. Verabredungen zwischen den Besatzungsmächten wurden
immer wieder durch den sowjetischen Einfluss unterhöhlt. Die das Netz betreibende Reichsbahn der DDR
organisierte laufend um. Überall wurden kleine Behinderungen eingeführt. Wenn es um den
grenzüberschreitenden Verkehr mit Westberlin ging, war nach der Blockade nie wieder ein
Verkehr möglich, wie man ihn mit einem Nachbarstaat erwarten durfte, als der sich die DDR doch verstand.
Im Zusammenhang mit diesem Thema sei auf die Übersichskarten zum Jahr 1963, also
nach dem Mauerbau, verwiesen, wo auch die Grenze nach Westberlin eingezeichnet ist.
Man möge mir verzeihen, dass ich Detailberichte über diese Zeit, die ich aus
westlicher Sicht miterlebt habe, im Zusammenhang mit diesen Karten, nur überflogen habe. Mein
Gesamteindruck war: Das ist eine Geschichte für sich. Da müsste man für jedes Jahr
mehrere Karten zeichnen.
Auf dieser Karte sieht man fast keine Strecken mehr für ausschließlichen Personenverkehr.
Denn über die Grenze von Westberlin gingen nur noch S- Bahnen. Auf der Stadtbahn endeten und starteten die
Transitzüge. Internationale Fernzüge gab es sonst nur noch am Ostbahnhof ( in der Karte immer noch mit
F = Frankfurter Bahnhof gekennzeichnet ) mit Zufahrten über den Außenring. Für
DDR- interne Schnell- und Eilzüge waren Lichtenberg ( =LB ) und Schöneweide ( =SP )
auserkoren worden. Deshalb sind auch dort die Bögen zum Außenring schwarz gezeichnet.
In Westberlin waren einige im Krieg zerstörte Strecken ohne Gleise geblieben, manche auch
noch später mangels Bedarf abgebaut worden. Sie sind in der Karte grau dargestellt. Besonders auffällig
ist dies entlang der Hamburger-/ Lehrter- Bahn, wo kein Personenverkehr und nur noch wenig Güterverkehr
stattfand. Immerhin gab es da jetzt eine S- Bahn, für die jedoch eines der ehemaligen Personengleise
ausreichte. Im Bereich Spandau- Ruhleben waren beide Gleise auf der ersten Trasse der Hamburger- Bahn
abgebaut, denn die nördlichen müssen die ersten gewesen sein, wenn die Topographische Karte da stimmt.
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