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Studien zu Aus- und Neubaustrecken in Süddeutschland

Schlüsselstelle Offingen
für einen Ausbau der Altstrecke oder eine Abzweigung zu einer neuen Schnellfahrstrecke

Auf der Seite SFS-Varianten zwischen Donau und Augsburg hatte ich mit der Abkürzung M1 bzw. N2 eine kurze Verbindungsstrecke zwischen Offingen an der Altstrecke Ulm- Augsburg und der Autobahn bei Streitheim vorgestellt. Von dort könnte es gemäß der bereits in anderen Quellen vorgestellten Ideen weiter entlang der Autobahn bis Augsburg gehen.

Bevor ich auf diese und andere Varianten im Detail eingehe, will ich die Umgebung von Offingen genauer vorstellen. Denn hier dürfte eine der Schlüsselstellen liegen, die zur Entscheidung wesentlich beitragen, welche Variante man aus- oder neubauen wird.

Zuerst Erklärungen zu der unten dargestellten Karte mit dem Titel: Einige Schutzgebiete bei Offingen. Warum habe ich mir die Mühe gemacht, eine eigene Karte zu erstellen? Das Angebot an Karten, die man im
https://geoportal.bayern.de/bayernatlas/ (Link-Beispiel mit Naturschutzgebieten) aufrufen kann, ist so groß, dass man sich einarbeiten muss, um vollen Nutzen zu haben. Nicht jeder ist bereit, diese Zeit zu investieren. Für eine spezielle Aufgabe kommt es auch auf die Kombination der Schutzgebiete mit passenden Hintergrundkarten, z.B. Straßenkarte und Luftbildern an. Oft musste ich auch die Katasterkarten im Wechsel einblenden, um zu kontrollieren, ob das Bahngelände außerhalb des Schutzgebietes liegt oder von den Einschränkungen betroffen ist.

Manche Schutzgebiete sind keine exakten Entscheidungskriterien, weil sie zu große Flächen überdecken. So habe ich in dieser Karte Gebiete nach FFH-Richtlinie (Fauna- Flora- Habitate) und Vogelschutzgebiete weggelassen. Denn fast die ganze Altstrecke entlang der Donau von Oberfahlheim über Günzburg bis Offingen ist betroffen. Dazu kommt die Fernwirkung von Bauprojekten. Schon bei der Verträglichkeitsabschätzung und dann genau bei der Prüfung ist zu beachten, dass die Wirkung nicht an Grundstücksgrenzen endet, und die Schutzgebiete nicht nur durch Bauarbeiten innerhalb dieser definierten Gebiete geschädigt werden können.

Ebenfalls weggelassen habe ich hier Wasserschutzgebiete und seltenere Schutzobjekte wie Naturdenkmale usw.. Die Osthälfte der folgenden Karte mit Gundremmingen, Schnuttenbach und dem Anfang meiner SFS- Variante habe ich nachträglich angehängt, um die hier angesprochenen Varianten andeuten zu können. Hier fehlen im Entwurf noch alle Schutzgebiete.

Zum ersten mal habe ich fremde Karten aus dem Internet direkt übernommen. Die Umweltverbände haben ein Interesse an möglichst weitgehender Verbreitung der Kenntnis der von ihnen betreuten Schutzgebiete und Biotope. Allerdings muss ich darauf hinweisen, dass meine Bearbeitung hier nicht vollständig sein kann. Dass man insbesondere für Details Karten mit einem genaueren Maßstab oder die Koordinaten von einer Datenbank benutzen muss.

Nicht selten gehören Kartenstellen zu mehreren Schutzgebieten. Im Geoportal überschneiden sich dort verschiedene Schraffuren und Farben derselben. Als ich diese Karte auf den gewünschten Maßstab passend zu meinen sonst verwendeten Karten gebracht hatte, war ich enttäuscht. Die Schraffur ist für Pixelkarten dieses Maßstabs untauglich. Das Geoportal hat ja einen wählbaren Maßstab, den man sich für jedes Objekt passend einrichten kann. Für meine Karte blieb nur die Farb- Unterscheidung. Dabei habe ich das seltenere rotbraune Flachlandbiotop bevorzugt. Es überdeckt also das orangene Waldbiotop. Und beide werden durch das grüne Naturschutzgebiet überdeckt.


 

Ausbau der Altstrecke - Wo kann man beschleunigen?
Die zweigleisige Altstrecke kann im Abschnitt Günzburg - Neuoffingen, rein von der Breite des Bahngrundstücks her gesehen, wohl auf vier Gleise ausgebaut werden. Die Karten im geoportal.bayern.de sind nicht genau genug aufeinander in Deckung zu bringen, aber es ist wohl gemeint, dass das Naturschutzgebiet bis an die Grundstücksgrenze geht. Einige kleinere Biotope können auch darüber hinweg gehen.

Die eigentlichen Probleme beginnen östlich des Bahnhofs Neuoffingen mit der engen Kurve. Von meiner topographischen Karte war ich mit dem Stechzirkel auf einen Radius von etwa 550m gekommen. Im Geoportal maß ich jetzt fast 700m als Minimum beim nördlichsten Punkt. Im Ort Offingen bis zum Haltepunkt fehlt dann an vielen Stellen, die ich mit gelben Pfeilen hervorgehoben habe, die für vier Gleise erforderliche Breite zwischen den Häusern. Deren Abriss und weitere Kollateralschäden, außerdem natürlich die Lärmbelastung, sind wegen fehlender Beschleunigung bei kleinem Radius nicht zu rechtfertigen.
 
Folgende Varianten wurden angedacht:
1.    Varianten, die für Schnellfahrgleise ganz auf enge Kurven verzichten.
1.1. In Verlängerung der von Augsburg kommenden Altstrecke könnte man, statt die Hauptrichtung mit der Kurve um 90 grad nach Westen zu ändern, fast geradeaus die Donau überqueren (Unterbrochene Linie). Das war vor zehn Jahren mein Favorit, weil ich eine Güterzug- taugliche SFS Stuttgart- Augsburg an Ulm vorbei gesucht hatte. Sie sollte aus der Gegend von Geislingen direkt nach Offingen führen. Sie wäre dort allerdings auch von den gelb erinnerten Engstellen betroffen. In diesem Fall einer echten Schnellfahrstrecke wäre der Abriss von Häusern nicht ganz so schwierig durchsetzbar. Die Lärmschutz- Problematik einer SFS mitten im Ort wäre aber erheblich. (Gut, dass diese Variante kein Thema mehr ist!)

1.2. Was könnte man erreichen, wenn man die Altstrecke von Günzburg über Neuoffingen hinaus mit schnellfahrtauglichen Radien verlängern würde? Der leichte Knick auf halber Strecke östlich von Günzburg dürfte nach Geoportal einen Radius von etwa 1700m aufweisen. Viel weniger sollte also auch eine nördliche Umfahrung Offingens nicht aufweisen.

Bei meinen Schnellfahrstrecken- Entwürfen hatte ich fast überall einen Radius von etwa 3000m gewählt. Das ist relativ wenig für die bisherigen Vorstellungen von einer SFS, aber ich wollte eine Alternative zu den sonst erforderlichen Basistunnel-Ketten bieten. Auch die Forderung nach einer Autobahn- parallelen Neubaustrecke lässt sich hier übrigens nur mit kleineren Radien erfüllen. Mit dieser habe ich mich aus anderen Gründen nicht weiter beschäftigen wollen. Hier bei Offingen hatte mich aber interessiert, wie weit ich mit R=3000m kommen könnte, und welche Schutzgebiete ich durchfahren müsste. Um die Wohngebiete zu umfahren, geht es von Neuoffingen durch das Waldbiotop zu deren Nordrand. Bis zum Waldrand, dem Rand der Schutzgebiete, ist wenig Reserve. Mit diesem weiten Radius lässt sich keine Lage des Bogens finden, der das rote Flachland- (Feucht-) Biotop ungeschoren lässt. Entweder einige Wohnhäuser müssten weichen, oder ein Streifen des Biotops. Das scheidet also genauso aus, wie im ersten Fall eine SFS mitten durch den Ort.

2.   Varianten mit mittlerer Erhöhung der Höchstgeschwindigkeit:
2.1. Der Bogen der Umgehungsstraße im Norden bietet sich als Lage einer Schnellfahrtrasse an. Weil auf der Außenseite ein wenig Freifläche und dann das Gewerbegebiet folgen, kann der Radius der Bahntrasse etwas größer sein. Wenn man das Waldbiotop z.B. auf einem zweigleisigen Viadukt bis ans Ufer der Donau heran überqueren dürfte, wäre eine schnellere Umfahrung des Ortes möglich. Unter Ausnutzung aller Tricks wäre fast ein Radius von 1300m erreichbar, wie in der Karte angedeutet. Realistischer wird ein wechselnder Radius zwischen 800m und 1100m sein, was sich dann besser an das Stadtbild anpassen lässt. Um die Radien besser einordnen zu können: Etwa 1200m gibt es z.B bei der Zufahrt von Wiesbaden zur SFS Frankfurt- Köln. Auf dieser KRM gibt es weniger als 3000m nur an den Enden bei Siegburg oder vor dem Flughafen Frankfurt. Die also nur mäßig beschleunigte Ortsumfahrung könnte nahe Schnuttenbach in die Altstrecke einmünden.

2.2. Viele sonstigen Varianten könnten damit verbessert werde. Selbst zu meiner zehn Jahre alten Trasse nördlich der Donau ließe sich ein Gegenbogen anfügen. Die Brücke über die Donau wäre nämlich gerade dort, wo die Biotope am schmalsten sind. Weil dort dann auch die Bahnstrecke Neuoffingen- Donauwörth überquert werden müsste, ginge das Viadukt hoch über Donau und Biotope hinweg. Im weiteren Verlauf gibt es dort einen Flickenteppich vieler kleiner recht ähnlicher Waldbiotope, wo die Hoffnung besteht, dass man von sechs gleichartigen vielleicht eines für die Bahntrasse opfern kann. Weil ich selbst mehr auf Seiten der Naturschützer stehe, ist dies keine Aufgabe, die mir Spaß machen würde.

2.3. Wenn als Fortsetzung Richtung Augsburg mein Vorschlag Offingen- Autobahn bei Streitheim, Teil 1 Favorit würde, könnte man die Verbindung von Neuoffingen dorthin verkürzen. Am östlichen Ende des Biotops endet auch der Zwang zum kleineren Radius, es gilt wieder mindestens 3000m. Man überquert das Gewerbegebiet mit einem ansteigenden Viadukt, das direkt in einen Tunnel geht, der etwa die doppelte Länge des auf der Karte des genannten Teil 1 eingezeichneten Tunnel hätte (Hier am rechten unteren Rand hereinkopiert). Als Bereich mit Reduktion der Höchstgeschwindigkeit bleiben nur noch die etwa zwei Kilometer in Donaunähe, wo das Wohngebiet vor Lärm geschützt werden muss.

Die Gruppe der Hochschule Augsburg hat in der in meiner Einleitung bereits vorgestellten Veröffentlichung Schneller nach Ulm eine Trassenvariante Nr. 1 untersucht, die fast an derselben Stelle südlich von Offingen nach Osten von der Altstrecke abzweigen soll. Man sieht in deren Karte zwar keine Details, aber wahrscheinlich passt der vorhergehende Absatz auch dazu. Was mit den Verbesserungen zwischen Neu-Ulm und Offingen zusätzliche Punkte, aber auch Kosten in den Vergleich der Varianten einbringen würde.

Um dieses Kapitel abschließen zu können, wollte ich noch wissen, ob sich der Kurvenradius von 3000m für eine nördliche SFS- Umfahrung von Günzburg durchhalten ließe. Also als Vorstudie der unter Absatz 2.2 erwähnten und mit ihrem ötlichen Ende in der Karte eingezeichneten Variante. Und zwar, wie hier begonnen, ohne zu sehr ins Detail gehen zu müssen. Das Ergebnis finden Sie auf den Seiten:
   Vorstudie Offingen- Leipheim Teil 1, Mitte und
   Vorstudie Offingen- Leipheim Teil 2, Westen

Wenn die Waldbiotope einzigartig sind
Nun haben wir also Varianten, die viele Wünsche erfüllen, sogar volle SFS- Geschwindigkeit. Aber alle gehen irgendwo durch Waldbiotope. Für den Fall, dass gerade diese einmalig und unbedingt zu schützen sind, müsste man nachweisen, dass es keine Alternative gibt. Das ist aber wohl unmöglich, denn es bleibt immer die Varianten mit verschieden langen Tunnelbauten südlich der Altstrecke, die das Dreieck via Offingen abschneiden. Entweder als Basistunnel zwischen dem Mindeltal südlich von Offingen und dem Bahnhof Günzburg. Oder zwischen dem Ende der Schnellfahrstrecke von Augsburg mit einem Viadukt über das Mindeltal hinweg, wie in
Altstrecke und parallele SFS, Teil 3 beschrieben.

Das Dreieck weiter nördlich abzuschneiden, ist mit kürzerem Tunnel nicht möglich, weil das Naturschutzgebiet zwischen Offingen und Günzburg keine Lücke für den Bau von Tunnelportal und Einmündung in die Altstrecke bietet. Selbst im Stadtgebiet Günzburgs ist das schwierig. Weil zudem auch die Gleisfläche im Bahnhof wenig Reserven hat, war man wohl auf die Alternativtrasse entlang der Autobahn verfallen, auch dort mit vielen Tunneln. Welche Tunnelkette günstiger kommt, müsste beim Varantenvergleich geklärt werden.

Zum Schluss noch ein Offinger Dessert:
Südlich des Haltepunkt Offingens zweigt eine eingleisige Strecke zum Kernkraftwerk Gundremmingen ab. Irgendwann wird dort ein Industriegebiet als Ersatz entstehen. Meistens werden schon lange vor dem Ende des Abrisses Einrichtungen für Nachfolge- Firmen nutzbar gemacht. Viel Infrastruktur ist wertvoll und zu schade, um Jahrzehnte lang ungenutzt zu vergammeln. Auch sollen viele Arbeitsplätze vor Ort geboten werden, was aber nicht immer passend aufgeht. Daraus folgen neue Pendlerströme, für die man künftig mehr Bahnen anbieten will. In meiner Karte habe ich erstmal nur den Anfang des Gleises grün umgewidmet. Zuerst eine Regionalstrecke mit Neubau- Endstrecke bis Ortsmitte Gundremmingen, von wo auch immer startend, von Jettingen, Günzburg oder Ulm. Später verlängert wieder auf das Gleis ins ehemalige Kraftwerkgelände.

 
 

Stand 17.01.20                                           Zurück zur Startseite