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Vergleich der GepäckformenWenn ich Radtouristen sehe, schließe ich unwillkürlich aus der Art des Gepäckes auf die Art der Reise. Das ist selbstverständlich nicht erlaubt, schließlich muss jeder erst Erfahrung sammeln, und nicht jeder hat die Möglichkeit, diese auch umzusetzen. Man sieht insbesondere: Das Reiserad mit Seitentaschen: Die klassische und bewährte Art, für die es bei "Weltreisen" leider keine Alternative gibt. Aber haben Sie sich nicht auch schon über die an allen vier Ecken baumelnden, dem Strassendreck ausgesetzten Taschen geärgert? Mir jedenfalls hat da eine kurze Reise schon gereicht... Mit Anhänger: Einachsanhänger haben wenig Roll- und Windwiderstand, sind aber schwerer als Gepäckträger und schlecht zu rangieren und unterzubringen. Nur fürs Flachland, für Camper. Mit Rennrad und Rucksack: Das sieht man in letzter Zeit immer häufiger, und wie ich mir sagen ließ, nicht nur für Kurzreisen oder die Wochenend- Heimfahrt. Das sieht eben sportlich aus. Aber wenn man das Gewicht des Gepäcks nicht selber tragen muss, hat man Energie frei für sportlicheres Vorankommen. Radtouristen ohne Gepäck: - Das Gepäck ist im Begleitfahrzeug. Feine Sache, wenn man in Gruppen nach Fahrplan reisen mag. Mit windschnittigen Lenker- und Satteltaschen: Nur sehr selten sieht man diese für kleinere Reisen ideale Ausrüstung. Meistens in Form eines hinter dem Sattel befestigten Rucksacks. Für mehr Volumen muss man sich etwas selbst bauen, und am besten auch eine spezielle Tasche maßschneidern lassen.
Das Bildchen der vereinfachten Vorderansicht der drei Radfahrer will zeigen: Taschen vor und hinter dem Fahrer ergeben weniger Luftwiderstand als Taschen darüber oder darunter. Leider ist der Querschnitt nicht alleine ausschlaggebend. Weil zwischen Fronttasche und Körper ein grosser Abstand ist, wirkt der Windschatten nur schwach. Wenn man bei Regen einen Umhang von den Schultern direkt über die Tasche wirft, hat man weniger Luftwiderstand als ohne Umhang. Ohne Fronttasche erinnert ein Umhang ja eher an einen Bremsfallschirm. Es kommt natürlich auch auf die Form an. Wird die Fronttasche einem Motorrad-Windabweiser nachgebildet, kann sie bei höherer Geschwindigkeit trotz eines gewissen Abstandes zum Fahrer den Luftwiderstand reduzieren. Im Gegensatz dazu können kastenförmige Taschen neben dem Vorderrad keinen Windschatten für die Beine und die hinteren Seitentaschen bieten. Gewichtsverteilung, Schwerpunkt Man kann davon ausgehen, dass Rennfahrer in gebeugter Sitzposition eine gute Gewichtsverteilung auf Vorder-und Hinterrad aufweisen. Die Kurvenlage wird durch den Rucksack kaum verändert, solange nicht gebremst und dadurch das Vorderrad noch mehr belastet wird. Der Rucksack erhöht den Schwerpunkt und verschärft das Problem. Der Tourenfahrer sitzt meistens aufrechter. Er belastet ohne Gepäck zu 2/3 bis 3/4 das Hinterrad, mit Gepäck auf dem üblichen hinteren Gepäckträger wird er noch hecklastiger. Dadurch steigt die Gefahr eines Sturzes beim Bremsen in einer rutschigen Kurve. Der Rollwiderstand steigt hinten stärker als er vorne abnimmt. Fronttaschen gleichen das aufrechte Sitzen aus und bringen den Schwepunkt in die optimale Lage. Die Schwerpunktlage spricht für tief neben dem Vorderrad aufgehängte Taschen. Dort müssen sie aber notgedrungen an der Gabel befestigt sein. Ihr Gewicht behindert schnelle Lenkbewegungen, wie sie insbesondere auf unebenen Wegen nötig sind. Dasselbe gilt in geringerem Maße für Lenkertaschen. Die windschnittige Fronttasche, die größer ist als übliche Lenkertaschen, würde je nach Gewicht die Lenkung ebenfalls träge machen. Sie ist deshalb nicht am Lenker sondern an einem neuartigen, am Rahmen befestigten Gepäckträger aufgehängt. Der Lenkausschlag ist auf etwa +/- 35 Grad eingeengt, was jedoch nur beim Rangieren auffällt. Selbst der Rucksack bekommt bei nasser Straße etwas ab, wenn ein Schutz über dem Hinterrad fehlt. Seitentaschen können durch die üblichen Hilfsmittel überhaupt nicht geschützt werden. Die Fronttasche wird nur auf ihrer Unterseite verschmutzt. Die Fronttasche ist wie eine Lenkertasche auch während der Fahrt (teilweise) zugänglich. Beim Tragen gibt sie sich ähnlich wie ein nicht auf dem Rücken sondern in der Hand getragener Rucksack. Zugegeben: Ein Koffer ist angenehmer zu tragen. Aber die Fronttasche ist gegenüber einem Paar Seitentaschen gleichen Gesamtinhalts im Vorteil. Sie ist so schnell vom Gepäckträger abzunehmen, dass man nie in Versuchung gerät, sie am Rad unbeaufsichtigt zurücklassen. Für wen ist die Fronttasche zu empfehlen? Die meiste Freude daran wird ein Radfahrer haben, der mit seinem Rennrad von Jahr zu Jahr längere Urlaubstouren abspulte. Sein Gepäck wird immer schwerer. Er möchte aber nicht auf sein Rennrad verzichten und trägt daher einen immer schwereren Rucksack. Auch wer bisher mit Treckingrad und Hängetaschen reiste und rückblickend feststellt, dass er sich zu 95% auf Asphalt mit dem Gegenwind plagte, hatte nicht das optimale Gepäck. Nach einem Umstieg auf ein Rennrad mit einigen Mountainbike- Komponenten (Lenker, Schaltung, Sattel, Schutzbleche, Licht) und der neuen Fronttasche, ergänzt vielleicht um eine Tasche, die am Sattel baumelt, wird angenehm überrascht sein. Niedrigerer Rollwiderstand der Rennreifen und niedrigerer Luftwiderstand der Fronttasche verbessern den Wirkungsgrad um fast 20%. |
20.08.01, überarbeitet 05.02.07
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Fronttasche